Von Potchefstroom (Südafrika) nach Stettin (Polen)

Ende des letzten Jahres standen alle Trainings- und Vorbereitungsmaßnahmen für die Leichtathlet*innen des Deutschen-Gehörlosen Sportverbandes (DGSV) fest und der Betreuerstab freute sich über die reibungslose und gute Planung für das EM-Jahr 2023.

Im Winter traf sich das Leichtathletik-Team zu einem letzten Trainingslager in Kamen, um das Deaflympics-Jahr 2022 gemeinsam abzuschließen und das EM-Jahr zu besprechen und willkommen zu heißen.

Doch zu einem schönen Abschluss kam es nicht. Der DGSV teilte seinen Sparten mit, dass sämtliche Trainings- und Vorbereitungsmaßnahmen, die bereits für das kommende Jahr geplant waren, aufgrund mangelnder finanzieller Mittel gestrichen werden müssen. Für das Leichtathletik-Team bedeutete dies kein Auslandstrainingslager sowie weniger kurze Trainingslager, die über verlängerte Wochenenden geplant waren. Nach allen Streichungen nahm die Sparte Leichtathletik die Planung und Organisation zentraler Vorbereitungs- und Trainingsmaßnahmen für die im August stattfindenden Europameisterschaften der Gehörlosen im polnischen Stettin selbst in die Hand.

Durch die Unterstützung der Heinz-Kettler-Stiftung wurde ein Trainingslager im südafrikanischen Potchefstroom möglich.

Das insgesamt dreiwöchige Trainingslager unter hervorragenden Trainingsbedingungen schuf eine stabile Grundlage, um sich gezielter auf die Europameisterschaften vorzubereiten. Das Trainingslager bot den Athletinnen außerdem eine intensivere Trainings- und Wettkampfplanung mit Bundestrainerin Petra Klein, die die Athletinnen in ihren drei Trainingswochen begleitete und trainierte.

Durch die sonst üblichen viertägigen Trainingslager des DGSV war ein solcher Austausch und Planung nicht oder kaum möglich. Um das Team, bestehend aus drei Athletinnen und einer Trainerin, zu unterstützen, erklärte sich Leichtathletik-Fachwart Thomas Göpfert bereit mit nach Potchefstroom zu reisen und sich um alles Organisatorische und die Betreuung des Teams zu kümmern.

Nach der Rückkehr aus Potchefstroom (Südafrika) war die Leichtathletik-Freiluftsaison schon so gut wie eröffnet und die Athletinnen konnten ihr Training im Wettkampf auf die Probe stellen. Schon in den ersten Wettkämpfen wurden die erforderlichen EM-Normen erfüllt und teilweise persönliche Bestzeiten gelaufen. Auch im weiteren Verlauf der Saison blieben die Leistungen konstant und ließen auf eine erfolgreiche EM hoffen.

Zum Ende der Saison stand der Höhepunkt an, die Europameisterschaften in Stettin (Polen). Nach einer langen Anreise und einer kurzen Trainingseinheit vor Ort ging es am zweiten Wettkampftag schon mit dem 100m Halbfinale und Finale der Frauen los. Tessa Lange (SC Potsdam) und Delia Gaede (Düsseldorfer SV 04) sicherten sich nach dem Halbfinale jeweils einen Startplatz im Finale, welches zwei Stunden später stattfand. Im Finale liefen beide Athletinnen je persönliche Bestzeit und belegten die ersten beiden Ränge. Gold ging an Tessa Lange und Silber an Delia Gaede. Dieser Doppelsieg kam nicht nur überraschend, sondern brachte sowohl beiden Athletinnen als auch dem gesamten Team eine große Freude.

Zwei Tage später ging es für Delia Gaede weiter mit dem 200m Halbfinale der Frauen. Sie konnte sich souverän für das Finale, welches am nächsten Tag stattfand, qualifizieren. Im Finale erwischte sie einen schnellen Start und konnte eine gute Kurve laufen. Mit den Konkurrentinnen aus den Niederlanden, der Ukraine und der Slowakei auf den Fersen, konnte sie sich mit einem Abstand von 0,01s zur Niederländerin die Goldmedaille mit persönlicher Bestzeit sichern.

Auch die anderen deutschen Athlet*innen die bei der EM an den Start gingen schnitten sehr erfolgreich ab. So konnte jede*r mindestens eine Medaille gewinnen und das deutsche Team, bestehend aus vier Athlet*innen, insgesamt neun Medaillen mit nach Hause nehmen.

Rückblickend war die Saison 2023 sehr erfolgreich, sie war geprägt von vielen neuen Eindrücken, intensivem Training und persönlichen Bestleistungen. Die Athlet*innen und Trainer*innen konnten in diesem Jahr wichtige Erfahrungen sammeln, welche für die nächsten Jahre mit Sicherheit vorteilhaft sind, und jeweils ein wenig über sich selbst hinauswachsen.

Nun geht das Leichtathletik-Team in die verdiente Saisonpause, bevor der Fokus auf die Weltmeisterschaften, die im Juli 2024 in Taipeh, Taiwan ausgetragen werden, gerichtet wird.

Verfasserin: Delia Gaede (Praktikantin, GSNRW)